Photobucket

Dienstag, 29. Dezember 2009

Klimaxikon Kontaktieren

Liebe Freunde,

ich hoffe ihr hattet alle eine geruhsame Weihnachtszeit und habt gute Pläne um sicher im neuen Jahr zu landen. In jedem Fall wünsche ich euch, dass die sichere Landung klappt und ihr ein schönes Fest habt.
Für den nächsten inhaltlichen Post muss ich euch leider noch ein bisschen vertrösten, da ich seit nunmehr zweieinhalb Wochen nicht mehr zuhause war und sich meine Ankunft in Berlin auch noch bis zum 3.Januar herauszögern wird. Aber danach gehts natürlich wieder richtig los, versprochen!

So jetzt aber zu "Klimaxikon Kontaktieren". Ich habe immer wieder Rückmeldungen bekommen, dass eine Klimaxikon-Emailliste hilfreich wäre, um auf dem Laufenden zu bleiben. Hierfür habe ich jetzt eine Lösung gefunden. Auf der rechten Seite des Blogs findet ihr jetzt die Rubrik "Klimaxikon Kontaktieren". Bitte klickt einfach auf den Button darunter "contact me". Wenn ihr eine email erhalten wollt sobald ein neuer Post auf Klimaxikon erscheint, tragt in dem Kontaktformular bitte einfach euren Namen, eure Emailadresse, und bei Subject und Message "Newsletter" ein.
Natürlich könnt ihr das Kontaktformular auch nutzen um sonstige Anregungen einzubringen, euch zu beschweren oder loszuwerden was euch sonst einfällt.

Damit bleibt nurnoch euch nochmal einen guten Rutsch zu wünschen. Wir lesen uns im neuen Jahr.

Dienstag, 22. Dezember 2009

In was für einer Welt leben wir und wie geht es weiter?

Liebe Freunde,

Matthias, ein sehr guter Freund von mir hat in einer zusammenfassenden email an seine Freunde und Familie die Ereignisse und seine Erlebnisse in Kopenhagen geschildert. Ich fand seine Schilderungen und Schlußfolgerungen so eindrucksvoll und wichtig, dass ich ihn gebeten habe seine Nachricht als Nachruf auf Kopenhagen auf Klimaxikon posten zu dürfen. Sein Hauptpunkt ist der selbe, den ich schon einige Male genannt habe. Es geht jetzt darum selbst aktiv zu werden und ein möglichst großes Netzwerk mit ebenfalls aktiven Menschen zu bilden und zu leben. Wir dürfen nicht länger warten bis die UN oder sonst jemand in Kopenhagen oder sonstwo unsere Zukunft gegen die Wand fährt. Wir müssen uns zusammenschliessen und etwas neues beginnen.
Hier nun also der Bericht von Matthias (Vielen Dank!):

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Familie!

Wow - was für ein Jahresabschluss. 8 Tage Klimagipfel in Kopenhagen bergen Stoff für stundenlange Erzählungen. Mit einem riesigen Rucksack an Erlebnissen bin ich seit gestern Nacht wieder in Münster und würde gerne einiges von dem, was ich hautnah miterleben konnte teilen.
Wenn du dir etwas Zeit nimmst und mir folgen möchtest, freue ich mich sehr.

Als erstes ein paar Sachen zum Ergebnis des Gipfels:

Eine schlechte Aufbereitung und Moderation von seiten Dänemarks und immer stärker sichtbare krasse Zerwürfnisse in der internationalen Gemeinschaft haben dazu geführt, dass es keinerlei neue rechtliche Grundlage für die Reduktion von CO2-Emissionen gibt.
Obwohl am Freitag über 120 Regierungschefs vor Ort waren (1997 in Kyoto war es ein einziger!) und Obama großspurig ein zu verhandelndes Endergebnis auf den Tisch legte, fehlte am Schluss der wohlwollende Konsens. Nach Marathonsitzungen und massivem Druck seitens der Industriestaaten, den ärmsten Ländern bei Verweigerung der Gefolgschaft die Entwicklungszahlen zu streichen, platze Tuvalu der Kragen und endlich wurde gesagt, was schon lange nötig war: die vom Westen vorgeschlagenen und von China, Indien, Brasilien und Südafrika opportunistisch unterstützten Ziele helfen kleinen, strukturschwachen oder von klimatischen Veränderungen besonders stark betroffenen Gebieten nicht für 5 Cent. Alle Emissionsreduktionen zusammengenommen würde sich bis 2020 allerhöchsten 20% Reduktion erreichen lassen - wissenschaftlich dringend gefordert sind 40%. Inselstaaten wären damit einfach weg, Wüstengebiete nähmen rasant zu und dergleichen. Tuvalu, mit 12.000 Einwohnern insgesamt, tritt also der gesamten Industriewelt mächtig gegen das Schienbein und sagt: so nicht.
Trotz nächtlicher Sitzungsverlängerung und händeringendem Handeln und Erpressungen bleiben einige kleine Staaten endlich hart und machen klar: entweder ordentlich, oder gar nicht. So bleibt es und den "Copenhagen Accord" wird es auch weiterhin nur als Fußnote, die von der Weltgemeinschaft "zur Notiz genommen" wurde geben.

Nachzulesen recht schön hier:
Eskalation beim Gipfel

Soviel also zur offiziellen Seite.

Was passierte außenrum, was habe ich in der guten Woche in Kopenhagen gemacht?

Ich habe an 5 Demonstrationen teilgenommen, wovon diejenige am 12.12. eine der größten Umweltdemos der Geschichte mit 100.000 bunten AktivistInnen war.
700 Festnahmen: Aufregung bei Klima-Demonstration

Wenn ich nicht auf Demos war, dann entweder im Klimaforum, dem größten Alternativgipfel in der Stadt, oder im Climate-Bottom-Meeting in Christiania, einem ehemals besetzten Stadtteil und nunmehr seit über 25 Jahren sozialen Experiment. An beiden Orten wurde mir in zahlreichen großartigen Vorträgen, Workshops und persönlichen Gesprächen klar, dass sich hier eine wunderbare Bewegung formiert. Leute aus allen Ecken der Welt arbeiten kritisch, intelligent und kreativ an Möglichkeiten, soziale, ökologische, spirituelle und ökonomische Wege in einen nachhaltige Welt zu finden. Ich habe noch nie soviel positives Engagement, Wissen, Überzeugung und Inspiration an einem Ort gesehen wie hier. Für mich waren diese Orte die Punkte, an denen in den zwei Wochen tatsächlich über die Probleme und deren mögliche Lösungen diskutiert wurde. Im Bella-Center, dem Ort der offiziellen Verhandlungen, drehte sich alles eiskalt um Macht, Geld und Einfluss - abartig, angesichts dessen, was auf dem Spiel steht.
Wer einen Blick in die Progammhefte der beiden Veranstaltungen schauen möchte kann das hier tun:
Climate Bottom Meeting
Klimaforum09

Für die mit viel Zeit empfehle ich die Lektüre der "Declaration of the people", die im Klimaforum ausgearbeitet wurde und die echten und gerechten Umweltschutz anpacken würde:
Declaration of the people

Mittwoch gab es dann wieder Action: die Aktion "Reclaim Power", wunderbar zusammegefasst hier:
Reclaim Power Demonstration

Wer noch die Gruppe der Leute sehen will, die um die Polizei drumrum versucht hat, an und über den Zaun zu kommen, guckt sich das an:
Spiegel Online Video

Und damit sind wir beim traurigsten und heftigsten der Erlebnisse: meinem Tag im Gefängniskäfig der dänischen Polizei.
Wer beim letzten Video genau hingeschaut hat, konnte mich rennen sehen, (Pace-Flagge auf dem Rücken, rote Jacke): ich hatte wirklich keine Lust mehr, scheinheiligen Politikerreden, machtgeilen oder raffgierigen Programmen ruhig dabei zuzusehen, wie sie eine mögliche Zukunft der Erde in den Sand setzen. In der Schule werden uns die Helden des zivielen Ungehorsams ehrfürchtig beigebracht: Martin Luther King, Mahatma Gandhi, Rosa Parks, Hans und Sophie Scholl etc. Menschen, die für ihre Ziele eingestanden sind und mehr getan haben, als zu reden.
Was wir nicht beigebracht bekommen, ist die tatsächliche Aktion. Den Mut, den Arsch hochzukriegen, wenn es an die Substanz unsere Rechte oder einer Zukunft geht. Der Punkt hat mir bislang auch gefehlt, irgendwie hatte ich nie soviel Mut, solche Aktionen wirklich zu unterstützen.

Auch wenn die Aktion in diesem Fall lange nicht so pathetisch war, wie im Rassen- oder Freiheitskampf, geht es hier doch geht gerade um unsere vedammte Zukunft.

Also bin ich gerannt. Um mich mit Menschen aus dem Bella-Centre zu treffen und gemeinsam eine große People's Assembly mit kritischen und kreativen Beiträgen aus Bevölkerungsgruppen, die vom ach-so-offenen demokratischen Prozess ausgeschlossen werden, abzuhalten. All das wurde vorher angekündigt, eine absolut friedliche, kreative Aktion des Widerstands.

Weit sind wir nicht gerannt.

Dann kamen Polizeiketten, Hunde, Pfefferspray und Schlagstöcke. Durch zwei Polizeiketten bin ich hindurch, in der dritten, auf einem Mittelstreifen haben mich zwei Polizisten niedergerissen, auf den Boden gedrückt und mir die Hände mit Kabelbindern auf den Rücken gefesselt. Ich hatte noch Glück, andere lagen mit blutenden Kopfwunden auf dem Gras. Beim Abführen frage ich "if I might have my gloves, from the ground"?. Die Antwort des Polizisten: "YOU don't deserve that!!" Das hat mich getroffen. Genauso die halbe Stunde, die ich in einer Kette mit anderen Festgenommenen auf der Straße saß. Genauso die weiteren 3 Stunden, die ich in einer Garagenhalle gefesselt auf dem Boden saß und seitdem mein linker Daumen leicht taub ist und meine Handgelenke immer noch schmerzen.
Dann wurde ich fotografiert und mir gesagt, dass ich keinerlei Anklage bekomme, keinen Eintrag in das polizeiliche Führungszeugnis und mir nichts zu Last gelegt wird - ich aber trotzdem bis zu 12 Stunden eingesperrt werde - präventiv.
Ohne Schuhe, Gürtel, Jacke und Rucksack geht es in einen Gitterkäfig in einer großen Halle. Dort stehen 40 solcher Käfige in mehreren Reihen. Jeder Käfig hat geschätzte 10m² und wird mit 10 Menschen gefüllt.
Die Stimmung in der Halle ist explosiv. Menschen sitzen in Käfigen wie Tiere, sie schreien, trommeln und randalieren. Polizisten rennen hilflos oder aggressiv von links nach rechts, schreien ebenfalls, lachen oder versuchen, sich in dieser unwürdigen Situation trotzdem anständig zu benehmen. Zu trinken gibt es kaum etwas, das wenige muss ich mit einem Strohhalm durch die Gitterstäbe aus einem dargebotenen Becher saugen. Nach 7 Stunden gibt es etwas zu essen. Für Veganer einen Apfel und eine Birne.
Menschen fangen an zu randalieren, reißen Trennwände nieder, die Polizei lässt die kalte Winterluft die Halle abkühlen, als das nichts hilft kommt Pfefferspray im geschlossenen Raum zum Einsatz. Riot-Cops rennen in einen Käfig und knüppeln dort die zusammengekauerten Randalierer nieder.

In dieser Atmosphäre der Gewalt und Aggression versuche ich, einfach ruhig zu sitzen, mich abzuschotten. Ich bin nicht aufgeregt, ich spüre weder Aggression noch Hass, trotzdem trifft mich das alles zutiefst. Erinnerungen an das Stanford-Experiment (http://de.wikipedia.org/wiki/Stanford-Experiment) steigen in mir auf. Menschen werden zu Tieren, gefangen in ihren sozialen Rollen oder im Kampf um jeden Zentimeter von Freiheit oder Würde.
Und alles ist doch nur ein Teufelskreis: mehr desselben. Mehr Gewalt, mehr Abscheu, mehr Aggression, mehr Herabwürdigung.
Ich versuche, all die Bedürfnisse der Individuen zu sehen. Das Bedürfnis nach Ruhe, nach Freiheit, nach Selbstbestimmung, nach Mitspracherecht, nach Anerkennung, nach Pflicherfüllung, nach Ordnung. All diese Bedürfnisse sind vorhanden und werden in dieser Situation nicht im mindesten erfüllt. Das führt zur Aggression, das führt dazu, dem Gegenüber die Menschlichkeit abzusprechen.

Wow... wie lässt sich das überwinden?

Ich spreche mit einigen Insassen über gewaltfreie Kommunikation, ich komme mit ein paar Polizisten ins Gespräch und sehe Menschen hinter den Uniformen. Aber das System außenrum ändert sich nicht, es ist immer noch ein undemokratisches, repressives Gefängnis.

10 Stunden nach meiner Festnahme bin ich wieder frei. Ich werde alleine hinter der Gefängnishalle auf die Straße gestellt. Es hat zu schneien begonnen, eine dünne weiße Decke der Unschuld überzuckert Kopenhagen und dämpft meine Schritte. Ich werde hinter dem Tor von einer kleinen Gruppe von solidarischen Umweltkämpfern begrüßt. "Hey, willkommen! Wir haben Kaffee und Zigaretten!" - Danke, nichts von beidem. Ich gehe alleine zur S-Bahn und fahre zu unserer furchbar netten Gastgeberin, Ingrid, und stelle mich lange unter die heiße Dusche.

Die Erlebnisse wirken immer noch nach.
In was für einer Welt leben wir, auch hier im ach-so-freien Europa?

Die Tage danach waren trotzdem gut, ich habe die Aktion nicht bereut und  weiterhin wunderbare Menschen getroffen, mir Vorträge angehört, bin am letzten Abend in der kleine Gemeinschaftssauna in Christiania gewesen und habe dort mit vielen Menschen für eine Atmosphäre des Verständigung und der Liebe getanzt.

Gestern, am Samstag habe ich zum Abschluss noch die Leute vom Climate Justice Fast getroffen, die Aktion an der ich als Unterstützer im November teilgenommen habe. Gemeinsam habe ich mit zweien, die seit 43 Tagen nichts mehr gegessen hatten, ihren ersten Gemüsesaft getrunken.
Dann bin ich zum Zug gegangen und mit Raphael gemeinsam nach Deutschland zurückgefahren.

Wie geht es weiter?

Nun, in mir ist die Überzeugung gewachsen, dass ich bei mir selbst anfangen muss. Beim Thema Klimawandel kommen alle großen Fragen zusammen: Ökologie, Gerechtigkeit, sozialer Ausgleich, Kommunikation, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, alternative Wirtschaftsysteme... All das muss gelebt und ausprobiert werden!
Zusammen mit anderen Menschen, in Netzwerken. Diese müssen größer werden und zwar so groß, dass der Druck auf Politik und Wirtschaft spürbar wird. Den Anfang habe ich in Kopenhagen erlebt, 100.000 Menschen für die Umwelt auf die Straße gehen zu sehen war großartig.

Eins ist klar: ich freue mich nun riesig auf friedliche Weihnachten mit meiner Familie (und vor allem meiner Patennichte!!).

Damit beschließe ich den Bericht, danke herzlich für eure Zeit und Geduld, wünsche euch ebenfalls frohe, entspannte Festtage und freue mich, euch mal wieder zu sehen oder mit euch zu reden!

Alles Liebe,
Euer Matthias

Samstag, 19. Dezember 2009

Hopenhagen vs Cokenhagen

Photobucket

Liebe Freunde,

wir sitzen gerade im Bus nach Berlin. In Kopenhagen müssten die Verhandlungen langsam aber sicher in die Endphase gehen. In einer in Kopenhagen kostenlos verteilten Zeitung „The COP15 Post“ ist heute ein Artikel von Johann Hari erschienen. Er beschreibt wie ich finde sehr gut die Sinnlosigkeit des momentan diskutierten Abkommens. Es wäre notwendig über völlig andere Dinge nachzudenken und nicht an marktbasierten Lösungen festzuhalten. Um euch die Möglichkeit zu geben ein mögliches Abkommen objektiv zu beurteilen habe ich den Artikel übersetzt und teilweise ergänzt oder umstrukturiert:

Die Delegierten der Klimaverhandlungen in Kopenhagen wurden auf dem zentralen Platz der Stadt von einem riesigen, stilisierten Globus begrüßt. Dieser sich drehende Globus ist gespickt mit Firmenlogos. Das Coca Cola Emblem bedeckt Afrika, während Carlsberg anscheinend Asien eingenommen hat und darüber verkündet McDonald’s in großen riesen Lettern: „Ich liebe es!“. „Welcome to Hopenhagen“ hört man es rufen.

Der Plastikplanet ist das perfekte Symbol für diesen Klimagipfel. Der Welt wird weisgemacht, dass ein Notfalltreffen zur Lösung der Klimakrise stattfindet. Eigentlich findet im Bella Center jedoch eher ein Jonglieren mit Formulierungen statt, welches gewährleisten soll, dass die Länder nicht einmal das Minimum leisten müssen, das zur Abschwächung der dramatischen Folgen des Klimawandels notwendig wäre.
Eine junge Frau aus Fiji bricht zusammen als sie der Konferenz davon berichtet, dass sie ihr Heimatland untergehen sehen wird wenn wir nicht jetzt handeln. „Alle Hoffnungen meiner Generation liegen auf Kopenhagen“ sagt sie. Chinesische und indische NGOs erklären wie schnell das Himalaya Eis verschwindet und, dass es bis 2035 verschwunden sein wird. Das Eis stellt ein Viertel des Trinkwassers der Weltbevölkerung bereit.
Mohammed Nasheed, Präsident der versinkenden Malediven, meint: „Die letzte Generation war auf dem Mond, diese Generation muss sich entscheiden ob sie auf dem Planeten Erde überleben will.“

Wir wissen was wir brauchen um wenigstens eine Chance zu haben mit den katastrophalen Folgen des Klimawandels umzugehen: die Emissionen der Industrieländer müssen um 40% im Vergleich zu 1990 sinken – bis 2020. Wir können darüber diskutieren wie wir das erreichen aber wir können nicht mit der Physik darüber diskutieren welches Ziel wir haben: die Atmosphäre hat eine klare Grenze wie viel sie absorbieren kann. Das können wir respektieren oder untergehen.

Die reichen Länder versuchen mit perfiden Methoden den Eindruck von Emissionsminderungen zu erwecken obwohl nichts dergleichen passiert. Heute oder morgen wird mit großem Tamtam das Ergebnis des Gipfels verkündet werden. Um die Realität dieses Ergebnisses zu verstehen ist es notwendig zu verstehen welche Tricks eingebaut werden.

Die meisten Tricks basieren auf einem Fehler im System: ein reiches Land kann seine Emissionen „mindern“ ohne selbst weniger Emissionen auszustoßen. Wie? Es kann ein armes Land bezahlen damit dieses weniger emittiert als es eigentlich wollte. Das klingt ja zunächst einmal relativ logisch: wir haben alle die gleiche Atmosphäre, also müsste es egal sein wo Emissionen eingespart werden. Aber ein System in dem Emissionen von einem Land an ein anderes verkauft werden können erzeugt eine unglaubliche Komplexität. Das Thema wird so schnell so technisiert, dass ihm niemand mehr folgen kann – kein aufmerksamer Bürger, kein Journalist und beinahe nicht einmal professionelle Umweltgruppen.
Man kann sehen ob seine Regierung mehr Kohlekraftwerke baut oder Flughäfen oder Autobahnen. Man kann allerdings nicht sehen ob die Emissionsminderungen die man auf der anderen Seite der Erde „eingekauft“ hat wirklich passieren – vor allem wenn sie auf Hochrechnungen von Emissionssteigerungen basieren, die eingetreten wären, hätte die Regierung nicht das nötige Geld bereitgestellt.

Eine Studie der Stanford Universität hat ergeben, dass die meisten der Projekte die durch Emissionshandel finanziert sind und zu Emissionsminderungen führen sollen entweder nicht existieren, nicht funktionieren oder sowieso (auch ohne Emissionshandel) umgesetzt worden wären. Der Mechanismus ist aber nicht ein kleines Nebenprodukt eines Abkommens sondern längst der wichtigste Bestandteil. Daher ist es angebracht einige der Betrügereien, die ein Abkommen in die Bedeutungslosigkeit überführen würden, zu erläutern.

Trick eins: „Hot Air“. 1990 wurden an alle Länder Berechtigungen zum Ausstoß von Treibhausgasen vergeben. Zu diesem Zeitpunkt war die Sowjet Union noch eine starke, große Industriemacht. Daher erhielt sie auf Basis ihrer damaligen Emissionen einen riesen Haufen Emissionszertifikate. Im Jahr darauf allerdings, kollabierte die Sowjet Union und damit auch ihre Emissionen. So hat Russland und andere osteuropäische Länder Unmengen an Emissionsrechten angesammelt. Diese Emissionen, die eigentlich niemals genutzt worden wären, werden nun an reiche Länder verkauft. So können die USA beispielsweise von Rumänien Emissionsrechte kaufen und behaupten es hätte seine Emissionen gemindert. Diese Emissionsrechte sind jedoch nichts als Fiktion und tragen in keinster Weise zu einer Minderung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre bei.
Bei der sogenannten „Hot Air“ geht es nicht um Peanuts. Sie repräsentiert 10 Gigatonnen CO2. Zum Vergleich: wenn alle Industrienationen ihre Emissionen bis 2020 um 40% reduzieren würde das gerade einmal 6 Gigatonnen CO2 aus der Atmospäre entziehen.

Trick zwei: „Double Counting“ oder Doppelt Zählen. Dieser Trick ist am einfachsten mit einem Beispiel zu verstehen. Wenn England China dafür bezahlt anstatt eines Kohlekraftwerks ein Wasserkraftwerk zu bauen, wird das den Emissionsrechten Englands positiv angerechnet. England darf also ein Kohlekraftwerk im eigenen Land länger laufen lassen. Das Problem ist nun allerdings, dass China sich die gleiche Leistung positiv auf ihre eigenen Emissionsminderungen anrechnet. Eine Tonne CO2-Minderung wird also zweimal gezählt. Dieser Umstand führt das System in die Sinnlosigkeit und steigert die Emissionen sogar.

Trick drei: „Fake-Wälder“. Die Abkürzung des Prozesses heisst offiziell „LULUCF“ oder „Land-Use, Land-Use-Change and Forestry“ (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft). Wälder absorbieren Treibhausgase und entziehen sie damit der Atmosphäre – daher bekommen Länder Zertifikate wenn sie ihre Wälder schützen. Dieses System wäre logisch und sinnvoll hätten kanadische, schwedische und finnische Forstfirmen nicht durchgesetzt, dass eine neue Klausel in den Text des Abkommens aufgenommen wird. Die neue Regel besagt, dass im Rahmen von nachhaltiger Forstwirtschaft fast alle Bäume gefällt werden können ohne, dass Zertifikate verloren gehen. Es ist grotesk: ein gefällter Wald erhöht offiziell die Emissionen nicht, obwohl die Emissionen real rapide steigen.

Es gäbe noch dutzende ähnlicher Schlupflöcher, die dem Abkommen den Sinn vollständig entziehen. Die Bürgerschaft wäre stinksauer und entsetzt wenn sie verstehen würde wie kontraproduktiv das Abkommen wird. Das System wird daher absichtlich unverständlich konstruiert. Wenn wirklich ernsthafte Verhandlungen geführt würden, wären alle Schlupflöcher innerhalb von Sekunden beseitigt. Dies geschieht nicht und die Industrienationen weigern sich zusätzlich das geplante Pseudoabkommen rechtlich verbindlich zu machen. Wir werden betrogen obwohl es um das wichtigste Thema der Welt geht – die Stabilität unserer Biosphäre.

Unsere Staatsoberhäupter geben uns kein „Hopenhagen“ - Sie geben uns „Cokenhagen“: gezuckertes Wohlgefühl gefüllt mit ungesunden Zusätzen ohne Nährstoffe. Das Verhalten der Staatsoberhäupter – welches das Minimum das von Wissenschaftlern als sicher beschrieben wird, nicht einmal in Betracht zieht – deutet darauf hin, dass sie mehr Angst vor den Firmenlobbies haben, die ihre Kampagnen finanzieren als vor steigendem Meeresspiegel oder untergehenden Zivilisationen.

Trotz allem bleibe ich hoffnungsvoll. In Kopenhagen haben sich in den letzten beiden Wochen tausende Menschen aus der ganzen Welt versammelt, die keine weiteren Betrügereien mehr akzeptieren. Sie werden nicht weiter zusehen wie unsere Ökosysteme zerstört werden. Sie verlangen schlicht was die kalte, harte Wissenschaft verlangt: echte und drastische Emissionsminderungen, überwacht von einem globalen Umweltgerichtshof, der jedes Land bestraft, das uns alle gefährdet. Diese globale Bewegung wird nicht mit Kopenhagen enden. Die Verhandlungen enden in einem Betrug. Aus den Trümmern könnte jedoch die starke Forderung nach einer echten Lösung erwachsen.

Wenn sich die politische Temperatur nicht schnell erhöht, wird sich die physische Temperatur erhöhen – und wir können uns von der jungen Frau aus Fiji verabschieden und von dem einzigen sicheren Klima das wir je kannten.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Reclaim Power

Photobucket

Liebe Freunde,

die Klimaverhandlungen treten auf der Stelle oder laufen sogar rückwärts. Die USA und China sind nicht bereit über ihre bisherigen Zusagen hinaus zu gehen. Daher beginnen auch andere Parteien, wie beispielsweise die EU, zurückzurudern und ihre Minderungsziele aufzuweichen. In einem Entwurf für das Abkommen, der am Dienstag bekannt wurde werden keine Minderungsziele genannt. Außerdem gibt es nach wie vor keine Einigung über Ausgleichszahlungen an Entwicklungsländer. Die Industrienationen nutzen ihre Zeit vielmehr dazu Schlupflöcher in ein mögliches Abkommen einzubauen, die es ihnen erleichtern würden ihre Minderungsziele (die, wie beschrieben, viel zu niedrig sind) einzuhalten.

Daher und auf Grund dessen, dass die Staaten, die bereits vom Klimawandel betroffen sind (wie die kleinen Inselstaaten und die sogenannten Least Developed Countries) keine Stimme in den Verhandlungen bekommen, fand heute eine Demo mit dem Titel „Reclaim Power“ statt. Es ging darum auf den unfairen Prozess der Verhandlungen hinzuweisen. Außerdem geht es darum, dass in den Verhandlungen ausschließlich über „market-based solutions“, also marktbasierte Lösungen, gesprochen wird. Diese sind jedoch, wenn überhaupt, ein Teil der Lösung die wir brauchen. Es geht um klare Regulationen in vielen verschiedenen Bereichen (Energieeffizienz, Energieproduktion, Mobilität, Städteplanung....). Eine Abgeordnete der australischen Grünen sprach von einem „Whole System Approach“ (Gesamtsystem Ansatz), der nötig wäre um das Klimaproblem und den Wandel der sozialen und ökologischen Systeme zu lösen.

Die Demonstration verlief zunächst gut. Es wurden Ketten gebildet die den Demonstrationszug vor Eingriffen durch die Polizei schützen sollte. Die Stimmung war angespannt aber nicht aggressiv. Als der Zug jedoch den Eingang zum Bella Center erreichte und mit Polizeibarrikaden konfrontiert war kam schnell Bewegung in die Menge. Durch Schieben wurde versucht die Barrikaden zu durchbrechen. Das wurde jedoch durch Schläge mit Knüppeln und Pfefferspray von der Polizei unterbunden. Viele Demonstranten mussten behandelt werden, da ihre Augen mit Pfefferspray verklebt waren. Als klar wurde, dass an dieser Stelle kein Durchkommen zum Verhandlungszentrum war löste sich eine Gruppe aus der Menge. Diese versuchte mit einer aufblasbaren Brücke über den Wassergraben zu gelangen der die Demonstranten vom Bella Center trennte (laut neusten Zahlen haben es 5 Demonstranten auf die andere Seite geschafft, wurden jedoch sofort in Polizeigewahrsam genommen). Allerdings rückten in dem Moment von der anderen Seite Polizeikräfte auf und schlossen so den Kreis um die Demonstranten. Viele versuchten nun in die andere Richtung über Felder zur nächsten Bahnstation zu gelangen um nicht von der Polizei festgesetzt zu werden. Offensichtlich war die Strategie der Polizei den Ring um die Demonstration immer enger zu schnüren damit möglichst viele Demonstranten aufgeben und flüchten. Unsere Befürchtung ist, dass die verbliebenen Demonstranten festgenommen wurden. Bereits am Morgen wurden knapp 200 Menschen festgenommen die versuchten von der anderen Seite zum Bella Center zu gelangen. Außerdem gab es eine Solidaritätsbewegung von Menschen denen der Zutritt zum Bella Center gewährt worden war. So kamen die Verhandlungen kurzzeitig zum Erliegen da im Gebäude Sprechchöre für „Klimagerechtigkeit“ zu hören waren.
Insgesamt war die Demonstration ein deutliches Zeichen für ein faires Abkommen, das sich nicht nur um Marktmechanismen sondern um unsere Zukunft dreht. Leider wurde an der Polizeigewalt erneut deutlich, dass friedliches, ziviles Engagement nicht erwünscht ist. Bereits gestern wurde einer der Sprecher von Climate Justice Action, Tadzio Müller, (Mitorganisatoren der Demo) festgenommen, unter dem Vorwand des „Aufrufs zur Störung der öffentlichen Ordnung“.
Nun stellt sich für mich allerdings die Frage ob die „öffentliche Ordnung“ nicht viel mehr von den Industrienationen gestört wird, die ein faires, ambitioniertes und bindendes Abkommen unmöglich machen; einem Abkommen, das wirklich die Probleme der Anpassung an den Klimawandel, der Begrenzung der Emissionen und den Wandel zu einem neuen Energiezeitalter anpacken würde.
Nur so wäre die sogenannte „öffentliche Ordnung“ langfristig gesichert.

Hier einige Bilder von der Demonstration:
Clowns Army:
Photobucket

System Change Not Climate Change:
Photobucket

Polizisten in Kampfmontur:
Photobucket

Hier noch ein Video mit Zivilpolizisten, die sich in den Demonstrationszug mischen um die Stimmung innerhalb der Demonstration zu manipulieren:

Dienstag, 15. Dezember 2009

Sie sollten das System jetzt ausschalten

Liebe Freunde,

wie vorgestern beschrieben, ist seit gestern der Zugang zum Bella Center quotiert. Daher haben Felix und ich gestern noch versucht unsere Chance wahrzunehmen und einen Blick auf das Innenleben des Riesenkomplexes zu werfen. Allerdings hat sich das als unmöglich erwiesen. Gestern waren insgesamt 45.000 Menschen im Bella Center. Ab dem frühen Morgen haben sich lange Schlangen am Eingang des Centers gebildet. Die Menschen haben teilweise bis zu 8 Stunden gewartet um Zugang zum Bella Center zu bekommen. Alle diese Leute sind jedoch offiziell zugelassen gewesen den Verhandlungskomplex zu betreten. Sie hatten allerdings noch kein sogenanntes „Badge“, welches zum Zugang berechtigt. Im Folgenden findet ihr einige Bilder der Schlange am Bahnsteig vor dem Bella Center.

Photobucket

Photobucket

Seit heute dürfen nun tatsächlich 70% der eigentlich zugelassenen NGO Beobachter nicht mehr in das Verhandlungsgebäude. Daher haben sich verhältnismäßig viele am Landwirtschaftsaktionstag beteiligt. In einer Demonstration für andere, klimafreundlichere und fairere Anbaumethoden wurde auf das schädliche System der Essensverteilung und –produktion hingewiesen. Den Höhepunkt stellte ein Stop vor Netto dar. Hier wurden Transparente vor die Schaufenster des Discounters gehalten und kostenlos biologische Suppe verteilt. Auch hierzu noch mal einige Bilder:

Photobucket

Photobucket

Leider lässt die Polizei, trotz der fast kompletten Sperre der Verhandlungen für externe Beobachter, nicht von ihrem repressiven Verhalten ab. Gestern wurde Christiania, der alternative „Staat“ innerhalb Kopenhagens von der Polizei gestürmt. Tränengas wurde auch in Gebäude verteilt. Es kam erneut zu Festnahmen. Dänemark und die Welt scheinen sich gegen öffentliche Beteiligung an den Entscheidungen für unsere Zukunft zu sperren. Sogenanntes „Public Engagement“ ist nicht erwünscht.

Gestern haben die sogenannten G77 (ein loser Bund von 77 Entwicklungs- und Schwellenländern) die Verhandlungen boykottiert. Sie sind, wie die Zivilgesellschaft, nicht einverstanden mit den Angeboten der Industrienationen. Die Verhandlungen laufen inzwischen weiter, weil das Boykott aufgehoben wurde. Es wird immer deutlicher, dass es den Industrieländern in den Verhandlungen darum geht möglichst niedrige Ziele zu verabschieden, die zusätzlich noch möglichst einfach erreicht werden können.
Mir persönlich wird langsam aber sicher klar, dass wir unter keinen Umständen darauf warten dürfen, dass ein neues Wirtschaftsabkommen für Globalisierung entsteht. Wir müssen selbst aktiv werden und mit unserem Leben und unserem Handeln die Struktur des Systems in dem wir leben verändern. Darauf zu warten, dass die Menschen, die von den vorhandenen Strukturen profitieren und sie teils selbst entworfen haben, ein Konzept entwerfen mit dem wir ernsthaft unsere Probleme anpacken können, scheint naiv.

Photobucket

Montag, 14. Dezember 2009

Protest: Berechtigt und Wichtig!

Photobucket

Liebe Freunde,

gestern habe ich etwas flapsig geschildert es hätte “Probleme“ zwischen dem Schwarzen Block und der Polizei gegeben. Dazu muss ich allerdings noch ein paar Anmerkungen machen.
Die Polizei hat nachdem auf der Demonstration einige Steine geflogen sind, den gesamten Bereich um den Schwarzen Block eingekesselt. Gestern wurden 968 Menschen verhaftet. Die Verhafteten mussten mehrere Stunden mit auf den Rücken gebundenen Händen in der Kälte sitzen. Auch heute gab es wieder viele Festnahmen.
Viele friedliche Demonstranten leiden unter dem repressiven Verhalten der Polizei. Eine Demonstrantin sagt:
“Natürlich sind wir wütend – überall auf der Welt empören sich Menschen darüber, dass sie von Regierungen belogen werden. Denn diese machen aus den Klimaverhandlungen ein Wirtschaftsabkommen. Wenn wir dagegen unseren Protest auf die Straße tragen, werden wir willkürlich festgehalten.”

Dazu kommt nun, dass aus „Sicherheitsgründen“ ab Dienstag der Zugang für Besucher zum Bella Center quotiert wird. Das Fassungsvermögen des Gebäudes ist jetzt bereits fast erreicht. Dazu kommt allerdings, dass auf diesem Weg viele Aktivisten, die für Mittwoch einen Boykott der Konferenz geplant haben, draußen gehalten werden.

Der Protest ist allerdings berechtigt und wichtig. Heute haben Wissenschaftler bekannt gegeben, dass die Verhandlungen schlecht laufen. Ein Abkommen in der geplanten Form würde zu ungefähr 8-12% Treibhausgasminderung führen. Um 2C Erwärmung zu erreichen müssten Minderungen von 25-40% erreicht werden. Der IPCC Wissenschaftler Thomas Stocker: „I think it is clearly not enough“.
Aus den Klimaverhandlungen wird ein Wirtschaftsabkommen gemacht , mit dem die Ziele, die wir erreichen müssen, nicht erreicht werden können.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Climate Action Day

Liebe Freunde,

gestern war der Global Climate Action Day. Viele waren vielleicht irgendwo bei einer Mahnwache oder einer anderen Aktion. In Kopenhagen stand heute die große Demo auf der Tagesordnung. Bis zu 100.000 Menschen sind heute für „Climate Justice“ und für ein Ende des „Bla Bla Bla“ auf die Straße gegangen. Der Grundton war: „Climate Action Now“!

Es war ein wirklich eindrucksvoller Tag und eine gute Einstimmung für eine intensive Woche hier. Die Stadt platzt aus allen Nähten. Als der Demonstrationszug sein Ziel, das Bella Center (Veranstaltungort COP15) erreicht hatte wurde die Überforderung der Stadt mit den Menschenmassen deutlich. Plötzlich mussten 100.000 Leute in Metrozügen zurück in die Innenstadt. Der Andrang sprengte bei weitem die Kapazitäten der Bahnhöfe und Züge. Ein Weg von 10 Stationen bis zu unserer Unterkunft hat alles in allem 3 Stunden eingenommen. Das ist verglichen mit der Dauer der Demo nicht zu verachten.
Unser Weg führte uns in eine kaum vorstellbare Menschenmasse, die versuchte den Bahnsteig des Bahnhofs zu erreichen. Der Zugang wurde jedoch aus Sicherheitsgründen von einem Ordner kontrolliert. Auf dem Bahnsteig angekommen ging es dann mit der Bahn in die falsche Richtung bis zur Endstation. Das war nötig um überhaupt einen Platz in der Bahn in die Richtige Richtung zu bekommen.
Um aber noch mal auf die Demo zurückzukommen: sie war getragen von positiver, guter Atmosphäre! Leider gab es etwa bei der Hälfte Probleme zwischen dem Schwarzen Block und der Polizei. Der Schwarze Block wurde gespalten und mit ihm die ganze Demo. Die zweite Hälfte musste die Absperrung der Polizei umlaufen. Da der Anfang des Demonstrationszuges nicht lange genug auf die zweite Hälfte gewartet hat entstand ein großes Loch. Dieses konnte leider bis zum Ende kaum gestopft werden. Dazu kam, dass der zweite Teil der Demo durch Industriegebiete führte und es dunkel wurde. Diese Umstände schmälerten die eigentlich ausgelassene Stimmung etwas.

Was sonst noch passierte: Eine Freundin unseres Gastgebers hier in Kopenhagen arbeitet für das Time Magazine. Sie hat einige Interviews mit uns gefilmt und ein paar Takes von uns auf der Demonstration genommen. Wenn wir näheres erfahren gibt es also vielleicht bald filmisches Material von der Demo.

Zu guter Letzt noch ein paar Eindrücke:

Photobucket

Photobucket

Photobucket

Photobucket

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Fair, Ambitioniert, Bindend (FAB)

Liebe Freunde,

wie ihr vielleicht gesehen habt hat sich der Klimaxikon-Event Kalender in den letzten Tagen gefüllt. Alles was dort gelistet ist sind Aktionen, die in Kopenhagen interessant sein könnten. Morgen werden wir aufbrechen nach Kopenhagen und hoffentlich viele der gelisteten Events besuchen. Aber abgesehen von den vielen Veranstaltungen geht es natürlich hauptsächlich um das Ergebnis der Verhandlungen. Für ein gutes Ergebnis werden wir dort demonstrieren und versuchen uns so gut wir können einzusetzen.
Aber: Was wäre ein gutes Ergebnis? Was müsste berücksichtigt sein, damit Kopenhagen ein Erfolg wird?

Um diese Fragen zu beantworten möchte ich mich auf die Forderungen der NGOs (Nichtregierungsorganisationen) beziehen. Das Netzwerk der klimawandelspezifischen NGOs CAN fordert ein sogenanntes FAB Abkommen. FAB steht für Fair, Ambitioniert und Bindend.


Die essentiellen Ergebnisse die für FAB notwendig wären:

Ein Abkommen, das die Erderwärmung deutlich unter 2C hält.

Um dieses Ziel zu erreichen ist letztendlich eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen auf 350ppm CO2e notwendig. Dazu müssen die Emissionen zwischen 2013 und 2017 ihren Höhepunkt erreichen und sich danach rapide reduzieren, damit sie spätestens 2050 mindestens 80% unter dem Level von 1990 liegen. Dies muss in einem Rahmen passieren der die historische und aktuelle Verantwortung der Industrienationen berücksichtigt und eine nachhaltige Entwicklung für Entwicklungsländer gewährleistet.

Die Gruppe der Industrienationen muss sich gemeinsam auf eine Reduktion bis 2020, um mehr als 40% unter die Werte von 1990, festlegen.
Hierbei spielt eine wichtige Rolle, dass die Reduktionen der Länder auf Basis der geschichtlichen und aktuellen Verantwortung verteilt werden.

Entwicklungsländer müssen darin unterstützt werden, ihre industriellen Emissionen zu mindern.


Bis 2020 müssen Emissionen aus Waldabholzung und Waldzerstörung auf Null reduziert werden. Dies benötigt eine finanzielle Unterstützung der Industrienationen von ca. 25 Milliarden Euro jährlich.

Industrienationen müssen bis 2020 weitere 130 Milliarden Euro jährlich bereitstellen um die Anpassung der Entwicklungsländer an den Klimawandel zu finanzieren. Dieses Geld muss zusätzlich zu bereits bewilligter Entwicklungshilfe gezahlt werden.

Die Ergebnisse in Kopenhagen müssen rechtsverbindlich und durchsetzbar sein.

Bis die internationale Gemeinschaft sich auf ein System einigt, das auf bessere ökologische Ergebnisse, einen stärkeren Sanktions- oder anderen Einhaltungsmechanismus und weitreichende Unterstützung baut, sollte das Kyoto Protokoll mit einer zweiten Bindungsperiode fortgesetzt werden.
Ein ergänzendes Abkommen sollte amerikanische Festlegungen auf Emissionsreduktionen enthalten, die vergleichbar mit denen der anderen Industrienationen sind. Außerdem müssten finanzielle Verbindlichkeiten einbezogen werden. So auch Aktivitäten der Entwicklungsländer.


Natürlich ist ein solches Abkommen nicht alles was wir für eine gemeinsame Zukunft erreichen müssen. Allerdings wäre es das Beste was im Rahmen der offiziellen Verhandlungen in Kopenhagen möglich wäre.
Um auch die anderen Dinge die nötig sind (Energiewechsel und Energiesicherheit, Neudefinition der Idee von Wachstum und eine andere Städteplanung um einige Beispiele zu nennen) zu bedenken werden wir die vielen Events des Parallelgipfels „Klimaforum09“ besuchen. Unsere Hoffnung ist, dass wir jeden Tag wenigstens ein kleines Update über die Geschehnisse und das Erlebte in Kopenhagen veröffentlichen können. Also seid gespannt und bleibt am Ball...!

Join the call for a global climate deal at TckTckTck.org

Montag, 7. Dezember 2009

Event-Kalender

Liebe Freunde,

nur schnell ein post meinerseits um euch mitzuteilen, dass wir ab sofort einen Klimaxikon-Kalender mit Veranstaltungen haben. Der link dazu schlummert wie alle anderen links auch rechts in der grauen Leiste. Es soll Euch in Zukunft auch möglich sein, selbst Einträge zu spannenden Veranstaltungen vorzunehmen damit nicht nur berliner Tagungen, Kongresse, Demos, Workshops und dergleichen Platz finden, sondern auch bundesweit Veranstaltungen gelistet werden damit wir alle aktiv werden können.
-Liebe Grüße-

Sonntag, 6. Dezember 2009

Interaktive Klimaanzeigetafel

Liebe Freunde,

zunächst einmal: es tut mir leid, aber der ausführliche Blogpost muss weiter auf sich warten lassen. Dieses Wochenende habe ich es leider nicht geschafft, aber bevor ich nach Kopenhagen fahre wird es den versprochenen „Was ist von Kopenhagen zu erwarten und worum geht’s überhaupt im Detail“-Post geben.

Morgen beginnen die Klimaverhandlungen und gestern hat sich eine Hiobsbotschaft verbreitet, die ich gerne an euch weitergeben will.
In dem Post Obama: Fototermin Kopenhagen? habe ich kritisiert, dass Obama diesen Mittwoch in Kopenhagen erscheinen wollte und nicht mit den anderen (mehr als 100) Staats- und Regierungschefs in den letzten beiden Tagen der Verhandlungen. Dieses Auftreten wurde von vielen verschiedenen Seiten als ein schlechtes Signal für ein ambitionierten Auftreten der Amerikaner wahrgenommen. Offensichtlich hat Obama Klimaxikon gelesen und ein schlechtes Gewissen bekommen oder der es hat ihn schlicht ein plötzlicher Geistesblitz getroffen, der ihn zu seiner gestrigen Entscheidung bewegt hat:

Obama wird am letzten Verhandlungstag (18.12.09) in Kopenhagen sein. Diese Entscheidung erhöht die Chancen für einen möglichst positiven Ausgang der Verhandlungen.
Damit bildet sich, zusammen mit den erstmalig bekanntgegebenen, spezifischen Minderungszielen Indiens (24% Reduktion im Vergleich zu 2005 bis 2020) und Chinas (40-45% Reduktion im Vergleich zu 2005 bis 2020), langsam ein Bild des internationalen Willens zur Einigung.

Allerdings bleibt das Problem erhalten, dass viele der Minderungsziele nach wie vor nicht ausreichend für die Ziele sind, die wir erreichen müssen. Das Hauptziel muss bleiben die Erderwärmung auf maximal 2°C zu beschränken. Dies ist der einzige Weg die katastrophalen Folgen des Klimawandel in Grenzen zu halten die wir als Weltgemeinschaft noch abfangen können.

Hierzu habe ich noch ein kleines, interessantes tool gefunden. Es nennt sich Climate Interactive Scoreboard. Auf Basis von Klimasimulationen und der Annahme, dass die angekündigten Minderungsziele eingehalten werden wird auf einer Thermometerscala angezeigt wie viel Grad Erwärmung zu erwarten sind. Leider ist das ganze auf Englisch. Jedoch sollte das tool selbsterklärend sein: die grüne Linie stellt die maximal verkraftbare Erwärmung dar, die gelbe Kurve zeigt an wo wir landen würden wenn wir einfach weitermachen wie bisher und die blaue Kurve zeigt die wahrscheinliche Erwärmung auf Basis der Minderungsziele an. Während der Verhandlungen wird sich die Scala also immer wieder aktualisieren.

Freitag, 4. Dezember 2009

Unsere Kleine Welt

Liebe Freunde,

wir wollen natürlich nicht, dass anstatt Lesen immer nur Glotzen angesagt ist wenn ihr unser blog anklickt. Aber jetzt dürft ihr euch trotzdem nochmal entspannt zurücklehnen und euch berieseln lassen. Von Zeit zu Zeit ist es nunmal an der Zeit, mit der Zeit zu gehen und auf modernste Technik, in Form von bewegten Bildern, zurückzugreifen.

Zunächst ein Film der im Rahmen eines Projektes, der Fakultät für Gestaltung, der Hochschule Augsburg, entstanden ist:



Außerdem empfehle ich im Folgenden einen Film mit dem Namen "Story of Stuff". Er erklärt den Weg der Güter, die wir täglich konsumieren und stellt dar warum diese "Geschichte der Güter" ein Problem für uns und diesen Planeten darstellt. Behaltet beim Genuß dieser bewegten Bilder bitte im Kopf, dass es sich hierbei um einen Film von Amerikanern für Amerikanern handelt. Die deutsche Version des Films ist in drei Teile geteilt:

Teil 1:


Teil 2:


Teil 3:


Die beiden Filme zeigen, wie ich finde, sehr gut wie wir, oft ohne uns bewusst darüber zu sein, in unserer kleinen Welt agieren. Für uns sind viele Dinge normal, die eigentlich nicht normal sein sollten. Der globale Produktkreislauf (oder vielmehr Produktsackgasse) ist nicht nachhaltig und schon gar nicht gerecht oder fair. Hoffentlich helfen die Filme dabei den Einen oder Anderen zu etwas bewussterem Konsum zu bewegen.

Cooling Down

Liebe Freunde,

unsere Zeit ist momentan leider sehr knapp bemessen. Am Wochenende ist endlich wieder Zeit für einen ausführlicheren Post, in dem ich auf die Ziele für Kopenhagen und eine interessante Bemerkung eines renomierten Klimaforschers eingehen will, der heute geäußert hat, dass Kopenhagen scheitern muss wenn wir echte Ambitionen haben uns und das Klima zu retten. Klingt komisch ist aber so!

Zunächst würde ich euch gerne mit einigen anderen spannenden Dingen, die aber glücklicherweise nicht ganz so zeitaufwendig sind vertrösten:
Habt ihr schon Pläne für die gemütlichen (zumindest sollten sie das sein) Wintertage im Kreise der Familie? Hier eine kleine Empfehlung:

"Cooling Down" ist ein Brettspiel in dessen Verlauf die Klimaverhandlungen simuliert werden. Es werden nicht nur die Grundlagen des Klimawandels vermittelt, sondern es werden auch alle in Kopenhagen diskutierten Mechanismen zur Anpassung und Abschwächung des Klimawandels berücksichtigt.
Dies bietet die Möglichkeit gemeinsam die treibenden Kräfte hinter dem Klimawandel zu verstehen und Lösungsansätze zu erkennen.

Bei Interesse schaut euch doch einfach mal die Seite an:
Cooling Down
Cooling Down bestellen
Dr. Otto Ulrich der Autor des Spiels ist übrigens Mitbegründer von Eurosolar.

Photobucket

Photobucket

Dienstag, 1. Dezember 2009

Besser Statt Mehr

Liebe Freunde,

gestern war ich bei dem ersten Symposium des "Denkwerk Zukunft" mit dem Namen "Besser Statt Mehr". Es waren unter anderem Harald Welzer und Tim Jackson als Redner anwesend, die bereits in dem Post Das Ende der Welt, wie wir sie kannten Erwähnung gefunden haben. Das Symposium im Umweltforum Berlin setzte sich wie die Veranstaltungen des anderen Beitrags mit einem Leben ohne (materielles) Wachstum auseinander. Erneut wurde an uns Bürger appelliert unabhängig von politischen Entscheidungen (Kopenhagen) selbst aktiv zu werden und unsere eigene politische Verantwortung aber auch und vor allem die Verantwortung für unser eigenes Leben, in die Hand zu nehmen.
Ein guter Anfang wäre zum Beispiel dem folgenden Link zu folgen und seine eigene persönliche CO2-Bilanz zu errechen:

Endlich Handeln

Ich war erstaunt wie viel es für meine CO2-Bilanz ausmacht, dass ich wenig regional und saisonal kaufe!

Meinhard Miegel, ehemaliger Mitarbeiter des Generalsekretärs der CDU (Kurt Biedenkopf) und heutiger Vorstand des Denkwerks Zukunft hat in seiner Abschlussrede des Symposiums sehr eindrückliche Worte gefunden, die ich hier gerne zitieren möchte:

„Die Vorstellung, dass das Wachstum der Wirtschaft und die Mehrung materiellen Wohlstands zumindest in den reichen Ländern zum Stillstand kommen oder sogar in ihr Gegenteil umschlagen könnten, ist vielen Menschen so zuwider, dass sie sich ihr verweigern. An so etwas, so heißt es, wollen wir gar nicht denken. Das wäre das Ende unserer Kultur. Die Menschen verlören die Grundlage ihrer Lebenszufriedenheit, die gesellschaftlichen Strukturen, vor allem der Sozialstaat, gerieten in Gefahr, viele könnten sich – enttäuscht – von der freiheitlich-demokratischen Ordnung abwenden, kurz: das gesamte wirtschaftliche, gesellschaftliche und staatliche Gefüge drohe zu kollabieren. Ein solches Risiko dürfe unter keinen Umständen eingegangen werden. Das Wohl und Wege dieser Gesellschaft hinge nun einmal an Wirtschaftswachtum und materieller Wohlstandsmehrung und folglich müssten diese unbedingt aufrecht erhalten werden.

Diese Argumentation ist einsichtig, hat aber eine entscheidende Schwäche: Sie hat einen Paradigmenwechsel nicht mit vollzogen. Anders gewendet: Sie verkennt, dass das vormalige Subjekt zum Objekt und das Objekt zum Subjekt geworden ist. Konkret: Hieß es vor 50, 40 und auch noch vor 30 Jahren, die westliche Wirtschafts- und Lebensweise stelle eine Bedrohung für die Umwelt und Natur sowie für den Mensch und Gesellschaft dar, so heißt es heute umgekehrt, dass eine überforderte und deshalb rebellisch gewordene Umwelt und Natur die tradierte Wirtschafts- und Lebensweise nicht länger zulasse. Die Frage, ob wir weiter leben wollen wie bisher, stellt sich also gar nicht. Zu fragen ist vielmehr, wie wir unter veränderten Bedingungen leben können.“